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FehlerKULTUR oder vom besseren Umgang mit Fehlern

Meine Lieben,       

©Photo by the blowup on Unsplash

in der letzten Podcast Episode ging es um unsere FehlerUNkultur und warum es sooo wichtig ist, uns zu erlauben Fehler zu machen. Also wer den Teil noch nicht gehört hat: Er ist eine gute Basis für diesen, Teil zwei, zum Thema. Heute möchte ich mir gemeinsam mit euch anschauen, wie wir einen besseren Umgang finden können mit diesen angeblich so gefääähhhrlichen Fehlern – denn angenehm sind sie natürlich weiterhin nicht. Warum mir das so wichtig ist? Weil uns die Angst vor Fehlern oft derart lähmt, dass wir in unserem Leben erstarren und das oft in Konstellationen, die uns krank machen und Hoffnung auf positive Veränderung nehmen. Zwei der Kernthemen von EXit! sind aber Selbstermächtigung & Selbstwirksamkeit und deswegen möchte ich euch mit der folgenden Klaviatur an Blickpunkten und kleinen How to’s den Weg etwas freier räumen.

Als positive Einstimmung möchte ich zwei Gedankenanstöße der letzten Episode in Erinnerung rufen, die ich ganz wundervoll und inspirierend finde. Die japanische Keramikreparaturtechnik Kintsugi hat für mich einen ganz zauberhaften Weg mit sogenannten Fehlern umzugehen: So kittet sie Bruchstellen mit Edelmetallen wie Gold und sagt zum Thema: Die Schönheit liegt darin, dass wir nach Verlust, Fehlern und Niederlagen weiter schreiten – und unseren bisherigen Weg darf man uns ruhig ansehen. Er macht unsere ganz eigene Schönheit aus.

Prof. Dr. Gerd Gigerenzer stellt heraus: „Ein Fehler ist positive Information, die man verwendet, um das ganze Unternehmen besser zu machen“ – positive Information, das finde ich immer noch sehr phänomenal.

Diese Episode möchte ich mit einem weiteren, mich tief berührenden Blick auf das Thema starten, so wundervoll auf den Punkt gebracht von Leonard Cohen in seinem Song „Anthem“. Davor aber noch kurz zu:

Worum geht es in dieser Episode genau – inkl. Podcast Timings

  • Intro 00:00
  • There’s a crack in everything – that’s how the light gets in 3:40
  • Walt Disney, Steven Spielberg, Henry Ford sind also Looser? 6:56
  • Don’ts oder: Womit wir uns immer wieder im Weg stehen
    • Perfektionismus 9:04
    • Rechtfertigung & Schuldfragen 17:27
  • Dos: Einen neuen Umgang mit Fehlern testen 20:42
  • Kommunikationskultur 25:02
    • Ein konstruktiver Umgang mit Fehlern 27:36
    • Worst Case Szenario 30:34
    • Mutig bleiben – oder werden 32:12
    • Resilienz 33:37
    • Humor – lach öfter einmal über dich selber! 34:10
  • Das Outro mit „Anthem“ von Leonard Cohen 35:15

Nun habt ihr wie immer die Qual der Wahl: Möchtet ihr den neuen Beitrag lieber lesen oder in Form des Podcasts anhören?
Lesen: Dann geht’s hier direkt weiter.
Anhören? Am Ende dieses Blogartikels findet ihr den Direktlink zum Podcast.
Viel Spaß dabei!! ❤️

There’s a crack in everything – that’s how the light gets in

©Photo by Josh Boot on Unsplash

Kommen wir also zum von mir bereits angekündigten Songtext von Leonard Cohen – und im Fokus zu dieser Line: „There’s a crack in everything – that’s how the light gets in“. Was grob übersetzt bedeutet: Alles und jeder von uns hat seine Brüche, Bruchstellen, Unperfektheiten, Narben. Das sind die Stellen, durch die Licht eindringen, zu uns vordringen kann – selbstverständlich in vielschichtiger Bedeutung. Cohen selbst kommentiert sein Lied folgendermaßen: Das hier ist nicht der Platz Dinge perfekt zu machen, nicht deine Ehe, nicht deine Arbeit oder sonstiges, weder deine Liebe zu Gott, zu deiner Familie, deinem Land. All das hier ist unperfekt. Und schlimmer noch, in jedem ist ein Bruch, den du aber wieder zusammensetzen kannst – physikalische Objekte, Mentales, Konstruktionen jeder Art. Diese Brüche genau sind die Stellen, durch die Licht hindurch dringen kann und die ein Wiedererwachen möglich machen – Rückkehr und Reue im Gewahrsein der Gebrochenheit und Zerbrechlichkeit der Dinge und Zustände.

Der Journalist Howard Jacobsen kommentiert in einem Artikel im Independent weiter: Der Song ist wie eine Rüge an Menschen meines Temperaments – die über das Leben Beschwerer, die Diven der Enttäuschung, Liebhaber allen dessen, was fehlerlos und überoptimiert ist. Spricht Cohen gar mich an mit „Du erwartest zu viel. Du bist zu unversöhnlich. Nicht alles gelingt, ist großartig und nicht jeder muss mögen, was du magst“? Und er setzt noch eins drauf: „That’s how the light gets in!“. Lass einmal diese Aussage sacken. Mit einem Streich wird Schwäche zur Stärke, Fehler bekommen einen Wert. Warum ausziehen, um nach dem Licht zu suchen? Das Licht scheint bereits durch uns und aus uns heraus. Es gelangte dorthin durch unsere Fehler und Brüche. Wundervoll, nicht wahr?!

Wie seht ihr das, meine Lieben? Fühlt ihr, was Leonhard und auch Howard Jacobsen uns vermitteln wollen? Ich finde es ist eine Bekräftigung und Aufforderung an uns alle, Mut zu haben wirklich zu leben und dabei eben auch diese sogenannten Fehler zu begehen. Zum anderen lasst uns aufhören uns für sie zu grämen und kasteien, sondern unseren Blickwinkel auf sie verändern, um zu erkennen, dass sie uns Licht & Wegweiser sein können. Ich weiß, es ist schwierig neue Perspektiven mit einzubeziehen, gerade wenn es um Lebensbereiche und Momente geht, die wir lieber verdrängen wollen.

Deswegen habe ich mir überlegt: In der nächsten Podcast Episode gehe ich per geführter Hypnose-Meditation gemeinsam mit euch an solche „Orte“ aus eurer Vergangenheit und wir schauen, wie wir sie erleuchten können – mehr dazu im Outro!

Walt Disney, Steven Spielberg, Henry Ford sind also Looser?

Jetzt einmal Hand aufs Herz: Was haltet ihr von Walt Disney, Steven Spielberg und Henry Ford – ich meine in Bezug auf ihre Leistungen? Looser? Nehhh, das ist doch nicht euer erster Gedanke – wenn überhaupt jemals. Dann hört euch einmal folgendes an:

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Walt Disney – ihr wisst schon, der mit Micky Mouse,  Donald Duck, Goofy, Pluto und bisher unerreichten 26 Oscars – er wurde einmal mit der Begründung gefeuert, über zu wenig Fantasie zu verfügen. Steven Spielberg, ja, ja, richtig E.T., Indianer Jones, Der weiße Hai, Schindlers Liste, Die Farbe Lila und und und, wurde in jungen Jahren drei Mal von Universitäten abgelehnt. Und wer hatte vor der Ford Motor Company bereits ein Autounternehmen gegründet und in den Sand gesetzt: Henry Ford! Ihr seht also: Einmal scheitern zeichnet uns nicht unbedingt für den Rest des Lebens. Oft sogar haben die Bewertungen über uns auch mehr mit dem zu tun, der uns bewertet, als mit uns und unseren Fähigkeiten. Einmal scheitern und später erfolgreich sein schließen sich nicht aus. Vielleicht ist es sogar so: Wenn man von Anfang an Fehler machen darf, macht man sie vielleicht bereits im Kleinen und lernt für das Große – das legen die drei Fälle ggfs. auch nah. Um die Welt mit zu bewegen braucht es manchmal ein paar Anläufe, wieder aufstehen nach dem Fallen und die daraus entstehende Reife, neues Können, Herzensgröße erkennen und nutzen.

Lasst euch nicht frustrieren! Auch ich wurde einmal von einer Kunsthochschule abgelehnt. Und ich erinnere mich an ein Panel, in dem Christian Schwochow, u. a. Regisseur von Bad Banks und Episoden von The Crown, mitteilte, dass er einige Male von Filmhochschulen abgelehnt wurde, bevor eine ihn dann annahm.

Don’ts oder: Womit wir uns immer wieder im Weg stehen

Perfektionismus

Starten wir doch gleich einmal mit einem der grööößten Feinde der FehlerKULTUR, dem Perfektionismus! Wer alles perfekt machen will, erlaubt sich schon per se nicht den kleinsten Fehltritt oder Schlenker – und kann damit nur vor die Wand fahren, denn: Genauso wie es unmöglich ist, nie Fehler zu begehen, ist es unmöglich in allem perfekt zu sein. Ich frage mich vielmehr, was das genau bedeuten soll?

Also ich habe einmal wieder gegoogelt und stelle hier zwei der Ergebnisse vor:
Perfektion im Hinblick auf bestimmte Fähigkeiten, die Ausführung von etwas wird erklärt mit: „So gut, dass nicht das Geringste daran auszusetzen ist.“  Aha!

Definition Nummer zwei besagt, dass der Begriffsursprung im 16. Jahrhundert und im lateinisch perfectus‎ = „vollendet“ begründet liegt. Ich picke einmal „nicht das Geringste daran auszusetzen“ heraus und was kommt mir dabei: Für mich ist das nicht möglich! Ob es etwas auszusetzen gibt an einem Ergebnis, Prozess, einer Situation oder oder liegt meiner Meinung nach immer wieder und zu großen Teilen im Auge des Betrachters. Es gibt natürlich Zusammenhänge und Situationen, wo Perfektion in Form von maximaler Präzision besonders wichtig sind – z. B. in der Medizin, am OP Tisch, der Autoindustrie, Raumfahrt etc. Aber ich denke selbst hier kann es nur um die Annäherung an einen Optimalzustand gehen, weil unsere menschliche Bedingtheit immer mit eingerechnet werden muss. KI = künstliche Intelligenz wird da in Zukunft sicher mehr und mehr unterstützend eingesetzt werden. Ich denke, es macht hier Sinn zwischen Perfektionismus und Spitzenleistung zu unterscheiden.

Letztere besondere Sorgsamkeit ist sicher in Fällen von Entscheidungen mit großen Konsequenzen sowie bei Themen, Situationen und Menschen, die uns besonders am Herzen liegen, durchaus angebracht.

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Kommen wir zu „vollendet“ aus Teil zwei der Definitionen. Was denkt ihr über den Qualitätsanspruch „vollendet“? Mir kommt dazu, dass permanent alles in Veränderung ist – auch in unserem Leben. Was heute für uns passt, kann sich durch die Veränderung äußerer Umstände und inneren Wachstums morgen schon nicht mehr richtig anfühlen = Essig mit Vollendung. Hmmmm, legt das nicht vielleicht ein kleines bisschen nah, dass wir die Zielsetzung „Perfektionismus“, wenn nicht ganz an den Nagel, dann doch etwas tiefer hängen sollten? Wenn wir uns vom Thema also etwas distanzieren möchten, ist es nicht verkehrt es noch etwas besser zu verstehen – um ihm nicht unbemerkt doch wieder auf den Leim zu gehen. Da wären z. B. die unterschiedlichen Arten an Perfektionismus, mit denen ich mich, die Umwelt und vice versa tyrannisieren kann – genauer:

  • der selbstorientierte Perfektionismus = Ich muss perfekt sein! Wie oft sind wir uns selbst gegenüber das ärgste Gericht?
  • der gesellschaftlich vorgeschriebene Perfektionismus – bedeutend: Andere erwarten, dass ich perfekt bin!
  • und der sogenannte anderweitig orientierter Perfektionismus, bei dem ICH erwarte, dass andere perfekt sind

Wow, da kann man gut sehen, von wie vielen Ecken aus Perfektionismus seine Attacken auf uns fährt – und wir selber gut mitmischen. Achtung also!

Was macht Perfektionismus mit uns, Unternehmen, der Gesellschaft?
„Aber lass mich doch perfekt sein, was ist dein Problem damit?!“, höre ich gerade den und die ein oder andere unter uns denken. Selbstverständlich soll das jede/r für sich entscheiden, ein paar nachdenklich stimmende Gedanken möchte ich zum Thema doch mitgeben – in Form von: Was macht Perfektionismus mit uns, Unternehmen, der Gesellschaft?:

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  • Durch seinen hohen Anspruch verhindert er oft, dass wir überhaupt ins Handeln kommen – nach dem Motto: So krieg ich das nie hin! Dann ganz lassen? Echt, wirklich? Ist das eure Antwort?
  • Er lähmt Prozesse, da man die ganze Zeit pedantisch darauf bedacht ist, nicht nur keine Fehler zu begehen, sondern alles auch noch at its Best voranzutreiben.
  • Das hat zur Folge, dass viele Innovationen und unsere eigene Weiterentwicklung nicht stattfinden. Beide bedeuten neue Wege zu begehen, für die es noch kein Patentrezept, also auch keinen perfekten Plan, kein perfektes Ende gibt!
  • Auch werden aus Angst, dem hohen Anspruch nicht zu genügen, neue Ideen gegenüber anderen oftmals nicht geäußert – und ich wage zu behaupten, dass fängt schon auf der Schulbank an.
  • Er kostet schlichtweg sehr viel Zeit & Energie – mit zweifelhaftem Ausgang
  • Und wir überfordern nicht nur uns, sondern auch unsere Umwelt damit permanent! Sehr übergriffig allen Parteien gegenüber.
  • Da er sehr kontrollierend ist, lässt er auch positiven Fügungen kaum Raum. Wie wichtig diese aber wiederum u. a. bei Neuentdeckungen und auf neuen Wegen sind, habe ich im letzten Podcast schon am Beispiel der Entdeckung des Penicillins verdeutlicht. Hätte Alexander Fleming bei seiner unerwarteten Entdeckung im Labor darauf bestanden, dass er diese nicht beachtet, weil er ja eine Lösung für den Krankheitserreger Staphylococcus aureus sucht, wäre das Penicillin vielleicht nie entdeckt worden. Zu allem Fortschritt gehört auch Mut zum Loslassen und zum Zufall dazu.
  • Vor lauter Druck, will also niemand einen dieser Fehler begehen – so werden sie oftmals ganz unauffällig unter den Teppich gekehrt. Hier verpassen wir die Chance frühzeitig aus ihnen zu lernen und somit Schaden zu begrenzen. Und wie heißt es so nett: The Empire strikes back! Irgendwann kommen sie meistens zutage und das zu einem Zeitpunkt, an dem sie gefährlich werden können für Leib, Seele, Unternehmen, Beziehungen und und und.

Warum wollen wir trotzdem perfekt sein?
Wenn nun Perfektionismus eigentlich nicht wirklich zu erreichen ist und solche Auswirkungen mit sich bringt, warum halten wir daran fest? Unter anderem deswegen, weil er uns ein Gefühl von Sicherheit gibt: vermeintlich klar definiert, so gut, dass wir es nicht doch noch besser hätten machen können – also dafür werden wir schon einmal nicht bestraft. Und im Gegenteil erwarten wir Fleißkärtchen dafür = unbedingt Belohnung! Er schützt also angeblich vor Sanktionen und fordert eine große Selbstbeherrschung. Letztere kann uns auch ein Rahmen in unseren turbulenten Zeiten sein, denn wir alle sehnen uns nach Orientierung, einem Leitfaden. Und Funktionieren & „lieb = perfekt“ sein sichert uns zusätzlich vermeintlich Zugehörigkeit, die für uns alle von großer Bedeutung ist. Last but not least nicht zu vergessen unsere besonders deutsche Prägung gen Werte wie unbedingte Pünktlichkeit & Gründlichkeit, Qualität Made in Germany etc. Das lädt nicht unbedingt ein zu einem beherzten Absprung gen Trial and Error und auf dem Weg vielleicht zu etwas zu gelangen, das nur nahezu perfekt ist.

Rechtfertigung & Schuldfrage

Kommen wir zu einer weiteren Stolperfalle: Rechtfertigung & Schuldfrage. Meine Lieben, auch eine schöne Kombi – was die Bedingtheit der Worte zueinander und die sich darauf beziehenden, tief in uns vergrabenen Komplexe angeht. Zu Anfang möchte ich gleich sagen: Beide bringen uns langfristig nicht wirklich weiter. Für den Moment fühlen wir uns vielleicht sicher im nicht schuldig, aber sind damit weiterhin bestehende Aufgaben- & Problemstellungen zufriedenstellend gelöst? Ich fühle mich auch besser, wenn ich an einer Misere nicht schuld bin. Aber es geht eben darum, für was ich über dies noch einen Blick und Aufmerksamkeit frei habe. Nur so komme ich weiter, lerne aus Fehlern und begehe sie hoffentlich nicht noch einmal.

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Rechtfertigung, ein System oder Automatismus, den viele von uns bereits aus der Kindheit kennen. Oftmals bestrafen Bezugspersonen „nicht funktionieren“, nicht brav sein mit Ausgrenzung. Ein Zustand, der für uns in diesem Alter extrem bedrohlich, ja existentiell ist. Im Erwachsenenalter springt so oftmals der Mechanismus des sich Rechtfertigens, doch alles gut gemacht Habens, richtig Seins weiterhin automatisch an. Unser inneres Kind versucht alles, um in Kontakt zu bleiben, nicht in Gefahr zu geraten und übernimmt das Steuer. Oftmals hat die Außenwelt gerade gar kein Problem mit uns, ist der vermeintliche Fehler gar nicht so arg, aber wir stecken in alten Ängsten fest & gefangen.

Wenn ihr euch das nächste Mal in dieser inneren Bedrängnis erlebt, versucht einen Schritt zurück und in euch zu gehen. Gebt euch einen Atemzug Zeit bevor ihr weiterredet, ggfs. sogar jemand anderen beschuldigt. Laaangsamer ausatmen – das aktiviert den Parasympathikus und ihr werdet zuerst einmal wieder ruhiger. Danach kann es mit geweitetem Blick an die konstruktive Betrachtung der Situation gehen.

Hier schließt sich die Schuldfrage nahtlos an. Sie ist wie die Rechtfertigung eine Spirale, die uns tiefer und tiefer in einen Tunnelblick zieht. Wir gehen in den Widerstand, bleiben in unserem ganz kleinen, persönlichen Kosmos stecken. Unsere Analysefähigkeit gen neue Lösung der Situation bleibt hier gerne auf der Strecke. Haben in der Situation wirklich wir uns einen Lapsus erlaubt, versetzen uns auch hier alte Strukturen in Angst und Schrecken. Es heißt erneut Abstand nehmen und wenn innere Ruhe eingekehrt ist, einen konstruktiven Blick auf das Ganze werfen.

Es ist ein Prozess während dem wir üben dürfen immer wieder zur Lösungsorientierung zurück zu kommen – versus Schuldzuweisung & Rechtfertigung.

Dos: Einen neuen Umgang mit Fehlern testen

Kommen wir zu den Dos, die mir eindeutig mehr liegen als die Don‘ts – und das nicht nur, weil ich kein Fan von Regeln & Grenzen bin, die ich nicht nachvollziehen kann. 😊
Machen wir kurz eine gemeinsame Übung um körperlich zu fühlen, was Dos & Don’ts mit uns machen.

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Augen zu, entspannt ein- & ausatmen. Beim Ausatmen lassen wir allen Druck aus dem Körper ziehen, lassen los. Beim nächsten Einatmen denkst du an „Don’ts, Verbote, darf ich bloß nicht tun! Und das darf mir nicht passieren! Das ist nicht erlaubt!“ Hab den Gedanken weiter im Kopf und fühle dabei in deinen Körper, nimm wahr, was für Züge dein Gesicht automatisch angenommen hat? Ist deine Stirn vielleicht gerunzelt, gehen die Mundwinkel eher nach unten, ist die Gesichtshaut angespannt? Fühlst du Druck an Stellen deines Körpers? Noch einmal: Das darf ich bloß nicht tun! Und das darf mir nicht passieren! Das ist nicht erlaubt!“ Hmmm, wie fühlt sich das an? Aha! Beim nächsten Ausatmen lässt du die Gedanken ziehen, atmest sie gerne auch beherzt mit einem pustenden Ton aus. Ihr könnt euch auch gerne etwas schütteln dabei, den Druck losschütteln! Beim Einatmen denkst du nun an „Dos, das darf ich. Das ist erlaubt, hier bin ich so frei oder ähnlich“. Wie fühlt sich dein Körper nun an? Dein Gesicht und seine Züge? Atmen noch einmal entspannt ein & aus und öffne deine Augen.

UND: Hast du einen Unterschied gespürt? Und welche Grundhaltung gibt dir eher Power, Rückenwind und Mut auch mit schwierigeren Situationen umzugehen? Gut, dann schauen wir uns die Dos im Zusammenhang mit unserer FehlerKULTUR an, die helfen uns nämlich aus kleinen Stolperern sogar Gewinn zu schlagen!

Point of view matters: Lernen wir zwischen Blickwinkeln zu pendeln

Ich denke in der kleinen Übung von vorhin wurde bereits klar, wie schnell sich unser Lebensgefühl und somit auch der Boden unter unseren Füßen ändern kann, wenn wir nur unseren Blickwinkel etwas verschieben. Kommt die Angst vor einem Fehler, einer Situation, Herausforderung das nächste Mal in Form von Kopfkino mit schlimmsten Zukunfts- & Sanktionsszenarien in dir auf, frage dich folgendes:

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  • Wie kann ich die Situation noch betrachten? Wie bringt sie mich positiv weiter, wenn ich den nächsten Schritt wage?
  • Ist die Gefahr wirklich so groß?
  • Ist das für mich als erwachsene Person überhaupt noch gefährlich?
  • Welche Möglichkeiten habe ich heutzutage mit der Problemstellung umzugehen?
  • Wann habe ich eine ähnliche Herausforderung bereits positiv gelöst – ich weiß also, wie damit umzugehen?

Wenn die Angst vor bevorstehenden oder gemachten Fehlern droht das Steuer zu übernehmen, pendelt mit diesen Fragen immer wieder zurück zu euch ins Hier & Jetzt und in euch als Erwachsene. Alte Glaubenssätze & Strukturen werden weiterhin an euch graben.

Bleibt dabei und pendelt, weitet den Blick für die anderen Perspektiven und ihr werdet sehen: Die Gefahr, die von einem vermeintlichen Fehler ausgeht, und die Wahrscheinlichkeit, dass er eintritt, werden langsam geringer. Parallel weitet sich euer Horizont und ihr erkennt, welche Möglichkeiten sich hinter der Angst verbergen, wenn ihr sie Schritt für Schritt und in eurem Tempo in ihre Schranken weist.

Kommunikationskultur

Hmmmm, was für ein schööönes Wort, ich hoffe nicht nur für mich als ehemalige (und sicher immer noch) Kommunikateurin😉 Kultur hört sich nämlich gleich viel weniger gefährlich an als das Gemetzel, das sonst so rund um Fehler stattfindet.

Was verstehe ich in diesem Zusammenhang unter Kommunikationskultur? Anbei ein paar Blickpunkte:

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  • First of all & sehr wichtig: Lasst uns über Fehler reden dürfen – in der Form, dass wir nicht so große Angst davor haben, dass wir sie lieber unter den Teppich kehren.
  • Das trauen wir uns natürlich nur, wenn wir einen konstruktiven Umgang damit haben und beim Gegenüber erwarten können. Also nicht draufhauen und gehauen bekommen, sondern ruhig bleiben, in den Austausch gehen und schauen, wie wir mit der Situation nun umgehen.
  • Dazu passt noch mehr Kultur – nämliche eine gute in Bezug auf Feedback geben. Achtet hier u. a.  auf folgendes:
    • konstruktiv anstatt bewertend
    • mit wertschätzender Haltung
    • genau formuliert, konkret & sachlich wiedergegeben wie beobachtet – nicht vermutend oder emotional
    • an konkreter Situation anstelle: Du machst, tust, sagst immer
    • veränderbare Verhaltensweisen oder Vorgehen anbringen, anstelle mit persönlichen Unzulänglichkeiten bombardieren
    • wurde Feedback erbeten oder hast du gefragt, ob du es geben darfst – sonst kommt es meistens eh nicht an, weil das gegenüber innerlich blockt
    • in einem Moment, in dem Raum für den Austausch ist und zugleich nicht zu weit weg von der Situation – bei letzterem kann es sonst schnell wie eine späte Abrechnung wirken. Das fördert nicht gerade gegenseitiges Vertrauen.
  • Und da es mit nur reden auch nicht getan ist – nach dem Motto „Ja, ja, ins eine Ohr rein und direkt aus dem anderen wieder raus“: Lerne aus Fehlern und verändere beim nächsten Mal dein Vorgehen!

Ein konstruktiver Umgang mit Fehlern

Ein gutes Stichwort! Kommen wir also zum konstruktiven Umgang mit Fehlern und somit zu folgenden Anregungen:

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  • First Step at all: Ich gestehe mir ein, dass ein Verhalten o. ä. zu einem Fehler geführt hat. Das hört sich logisch an, aber so einfach ist das nicht immer, denn
    • Unser Wertesystem sagt ja no zu Fehlern – also bedarf es etwas Mut dazu
    • Ab & an erkennen wir sie zu Anfang gar nicht – gerade wenn wir selber unbekanntes Terrain beschreiten
    • Fehler sind auch nicht objektiv und werden je nach Blickpunkt der Umwelt und Lebensrealität unterschiedlich bewertet – abhängig z. B. von der Herkunftsfamilie, Kultur, Gesetzgebungen, dem Zeitgeist etc. 
  • Was ist schief gelaufen? Wenn wir uns vom ersten Schrecken eines Fehlers erholt haben, ist es wichtig ihn zu analysieren.
  • Was sind die ihm zugrunde liegenden Ursachen?
  • Wie kann ich die Fehlerquelle anders angehen und somit die Problemstellung wirklich lösen?
  • Und: Nicht gleich in Action stürzen, um den Fehler schnellstmöglich auszumerzen, sondern zuerst überlegen: Gibt es unterschiedliche Lösungsansätze? Erneut: Welche Blickwinkel gibt es auf das Thema und die nächsten Schritte?
  • Und dann Step by Step mit dem neuen Lösungsansatz voranschreiten – und nicht gleich den großen Metaplan für die nächsten Jahre starr durchziehen. Im New Work geht man beispielsweise iterativ vor, d. h. der Weg wird in Phasen eingeteilt, zwischendurch wird immer wieder getestet, ob die Richtung stimmt oder noch etwas angepasst werden muss. All das passiert möglichst noch im Kleinen und mit überschaubaren Budgets, z. T. anhand von Prototypen, die der Zielgruppe immer wieder zwischenpräsentiert werden. 
  • In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, sich die eigenen Ziele noch einmal klar vor Augen zu führen. Sind es noch die gleichen wie vor ein paar Monaten oder Jahren? Fühle Klarheit dazu in dir und somit einen kraftvollen Zielmagneten, der die ein oder andere Schramme vom Stolpern und die Angst vor weiteren Fehlern verblassen lässt.
  • Unterstützung suchen: Du merkst, dass du beim Umgang mit einem Fehler allein nicht weiterkommst?  Sei nicht zu stolz um Hilfe zu bitten. Ein frischer Blick von außen, bereits gemachte Erfahrungen von Kollegen oder Freunden, das bringt nicht nur zusätzliches Know-how, sondern auch eine emotionale Stütze. Außerdem: Nicht allein unterwegs zu sein ist ein gutes Gefühl!

Worst Case Szenario

Wenn die Angst vor Fehlern und ihren Konsequenzen doch einmal wieder überhandnimmt, hilft ein Worst Case Szenario mehr Klarheit zu finden und eine Entscheidung zu treffen. Was kann im schlimmsten Fall passieren? Was ist der ärgste Ausgang der Situation, eines Fauxpas, den ich mir vorstellen kann? Schau dir die jeweiligen Situationen möglichst detailliert an, denn:

©Photo by John Middelkoop on Unsplash
  • Das verleiht der wabernden Ungewissheit vor dir klarere Konturen und nimmt somit Angst vor ihr
  • Du kannst dich besser auf die Situation einstellen, geplanter reagieren und somit ggfs. schon viele Fehler vermeiden
  • Beim genauen Hinschauen wird oft auch deutlich, dass all die heraufbeschworenen Ängste wirklich übertrieben und sehr unrealistisch sind
  • Was auch eintreten kann: Du bemerkst, dass dir der worst Case einfach zu gefährlich erscheint, fühlst dich noch nicht soweit. Dann ist es vollkommen okay, sich frühzeitig gegen diesen Weg oder die Schritte in genau diesem Moment zu entscheiden. Vielleicht legst du dir das Ganze quasi auf Wedervorlage und prüfst zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal, ob du dich nun vorwagen magst?
  • Und nie zu vergessen: Wir sprechen hier von worst Case, d. h. von einem Fall, der in den meisten Fällen nie eintreffen wird. Und willst du dich aufgrund einer so geringen Wahrscheinlichkeit nicht doch vorwagen?

Mutig bleiben – oder werden

In diesen Zusammenhang passen sehr gut, ich nenne sie einmal „kleine Selbstversuche“ um Schritt für Schritt mutiger zu werden:

©Photo by Benjamin Davies on Unsplash
  • Versuch 1: Tue einmal etwas, das du noch nie getan hast, was dir aber schon öfter durch den Kopf ging, was dich richtig reizt. Suche zuerst vielleicht kleine Herausforderung, geh sie an und nimm im Anschluss wahr, was dabei passiert ist – und eben nicht. Kopf noch dran? Hat’s vielleicht sogar Spaß gemacht und erfüllt dich jetzt mit Stolz? Dann geht’s ans nächste Abenteuer, ein schon etwas Größeres vielleicht. Hast du dich unterwegs etwas wackelig gefühlt? Brauchtest du zwei Anläufe? Und: War das so schlimm?
  • Versuch 2: Welche deiner aktuellen Verhaltensweisen lassen dich immer wieder stolpern? Alles ist in Veränderung und zu lernen und zu verbessern ist ein permanenter Prozess, dem wir gar nicht entgehen können. Achte bei der nächsten Fehleranalyse auch einmal darauf, ob eine bestimmte Gewohnheit von dir, ein Blickpunkt, eine Verhaltensweise dir immer wieder im Weg stehen. Trau dich beim nächsten Mal bewusst eine andere Abzweigung zu wählen.

Resilienz

Auch wenn wir einmal einen Fehler begehen: Wir können unsere Fähigkeit trainieren, mit schwierigen Situationen wie diesen umzugehen – und das eben ohne eine anhaltende Beeinträchtigung unserer Psyche. Diese Widerstandfähigkeit nennt man Resilienz. Worum es dabei genau geht und wie ihr sie ausbauen könnt habe ich im EXit! Podcast #19 „Resilienz: Für mehr Boden in deinem Veränderungsprozess“ detailliert beschrieben. Ich lege euch den Link in die Shownotes und gehe hier weiter zu:

Humor behalten – lach öfter einmal über dich selber!

©Photo by Dan Cook on Unsplash

Meine Lieben, als eine meiner Geheimwaffen erachte ich meinen Humor. Ich kann wirklich sehr gut über mich selber und meine Pleiten, Pech und Pannen lachen und über selbige auch sehr unterhaltsam Freunden berichten. Das hat dazu geführt, dass sie  mich schon des Öfteren gefragt haben, ob ich nicht Stand-Up Comedian werden will. Nein, möchte ich aktuell nicht – aber wer weiß, wohin mich dieses verrückte Leben noch führen wird!? 😉  Ab und an ist mein Humor sicher auch ein Verdrängungsmechanismus. Durch das Lachen schiebe ich andere Gefühle, die mehr schmerzen würden, erst einmal beiseite. 

Also auch Achtung hier, dass damit nicht jedes Thema unterdrückt wird. Meistens passt ein Lachen auf den zweiten Blick aber ganz gut. Es schafft Distanz zur Situation, rückt alles wieder in die richtige Relation, verleiht Leichtigkeit und somit Mut für einen nächsten Versuch!

Das Outro mit „Anthem“ von Leonard Cohen

Und schon ist es wieder soweit: Wir sind beim Outro angelangt! Kommen wir am Ende noch einmal zum Anfang dieser Episode und somit zu Leonards “Cracks”: Wer aus Angst vor ihnen, vor Verwundungen und Fehlern erstarrt, vergisst, dass sich das Leben auch ohne unser Dazutun weiterbewegen wird. Nur haben wir das Steuer dann überhaupt nicht mehr in der Hand und treiben mit dem Strom dahin. Weiterentwicklung, Fortschritt, Wandel vollzieht sich in vielen Situationen über den Weg des Fehler Machens – oder sagen wir doch gleich direkt: Des etwas Machens und dabei kommt etwas anderes heraus als erwartet.

Was denkt ihr darüber?

Mit dieser Frage lasse ich euch nun bis zum nächsten Podcast ziehen. Wie bereits erwähnt, werde ich darin zusammen per geführter Hypnose-Meditation an Orte eurer persönlichen Cracks gehen. Dort werden wir tief gefühlt wahrnehmen und langfristig in uns verankern, wie genau diese uns letztendlich zum Leuchten gebracht, was wir aus ihnen gelernt und welchen neuen Weg sie uns damit geebnet haben.

Hat euch die Episode gefallen, freue ich mir sehr über eine positive Bewertung und wenn ihr Abonnenten werdet. Das hilft dem EXit! Podcast von noch mehr Menschen wahrgenommen zu werden.

Mit einem kleinen Auszug aus Leonhard Coens „Anthem“ lasse ich euch nun ziehen.
Nehmt es wahr, das Licht, das durch Leonhards Cracks in euch und aus euch hinaus scheint, euren und den Weg anderer beleuchtet. Strahlt großherzig hinaus in die Welt!

Ciao & tschüss sagt Elke von EXit!, dem Podcast, der Mut und Lust macht auf Veränderung ❤️

Ein Auszug aus „Anthem“ von Leonhard Cohen:

Leonard Cohen
©Photo by Slava Abramovitch on Unsplash

The birds they sang at the break of day
Start again I heard them say
Don’t dwell on what has passed away
or what is yet to be.


Ah the wars they will be fought again
The holy dove she will be caught again
bought and sold and bought again
the dove is never free.


Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack in everything
That’s how the light gets in. …

Der EXit! Podcast #32: „FehlerKULTUR oder vom besseren Umgang mit Fehlern!

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