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Loslassen: Warum es uns so schwer fällt

Zusammenhänge und Hintergründe zum Thema „Loslassen“

Hallo meine Lieben,

und: Habt ihr die sanfte Einstiegshypnose in Episode #21 getestet? Dann seid ihr vielleicht einmal so richtig bei euch und eurem Wohlfühl- oder Kraftort angekommen, habt euch fallen lassen und in vollen Zügen genossen. Auch wenn Gedanken, Unterbewusstsein & Co. sehr wichtig sind: Bei EXit! geht’s immer auch darum, wie wir das Ganze dann in die Welt, in unser Leben transferieren. Nun haben wir uns Anfang 2022 ja ein paar wirklich gute Vorsätze erarbeitet und eine Idee davon bekommen, was wir in unserem Leben verändern wollen. Ich gehe mal davon aus, dass ich da fleißig mitgemacht habt? 😉 Was ist denn hier so der Stand der Dinge – nachdem wir bereits am Ende von Q1 stehen? Ist euch vielleicht aufgefallen, dass der Raum für Neues ganz schön begrenzt bis z. T. kaum vorhanden ist? Schon unseren aktuellen Alltag hinzubekommen bringt uns oftmals an Grenzen. Wie soll ich mich da noch um xy kümmern, eine Fortbildung machen oder oder?

©Photo by Noah Grossenbacher on Unsplash

Da steht wohl an etwas Raum zu schaffen? Aber sofort, wenn wir ans Loslassen denken, setzt dieses flaue Gefühl ein: Wie soll das gehen? Was für Konsequenzen hat das für mich? Angst und Druck kommen auf, egal um was es geht, das wir ziehen lassen wollen. Und die Range, was da alles so anklopft, ist breit und geht von: 10 Jahre zu Hause fühlen in Hamburg, München oder Berlin, um noch einmal an einem fremden Ort neu anzufangen? Das Haus verkaufen, in dem meine Kinder groß geworden sind – mein Partner mich aber auch immer wieder geschlagen hat? Den Mann loslassen, der mir einst so viel bedeutet hat – mit dem ich jedoch eine Beziehung gelebt habe, in der ich mir Stück für Stück verloren ging? Nach so vielen Jahren einen Arbeitsplatz kündigen – ich kann doch sonst nichts anderes? Und und und!

Ich denke, beim Zuhören wird klar: Keiner von uns ist allein mit der Angst vor dem Loslassen und alle haben wir in unseren Schatten Themen, Konstellationen und Dinge, die uns die Luft zum Atmen und somit für Veränderung nehmen. Wir machen uns vor, dass solange wir an Vergangenem festhalten, die Chance besteht, dass doch noch alles gut wird. Aber sein wir einmal ehrlich: Haben wir den Mut in die jeweilige Situation mit offenen Augen und mutigem Herz, vor allen Dingen mit Selbstliebe hinein zu fühlen, dann wissen wir wo es Zeit wird zu gehen. Im ersten Moment kann Loslassen weh tun – sehr erstaunlich aber auch: Wenn wir es tun, ist der Schmerz meistens nicht so groß wie befürchtet, sind wir stärker als gedacht, bekommen ungeahnte Hilfe. Zuerst ist da dann ein Vakuum, das nicht immer leicht auszuhalten ist, aber auch das vergeht! Und dann tut er sich auf, dieser ungeahnte, freie Raum und will von dir erobert werden.

Ahhh, ich spüre Neugierde bei euch auf diesen Raum – und somit all eure noch verborgenen Möglichkeiten. Dann schnallt euch an und wir starten, denn loslassen kann man lernen!

Worum geht es in dieser Episode genau – inkl. Podcast Timings

  • Intro 00:00
  • Bei dir gibt’s nichts loszulassen – eine kleine Inspiration was vielleicht doch?! 4:20
  • Wie war es bei mir? 8:10
  • Loslassen, was bedeutet das? 11:35
  • Warum fällt es uns so schwer loszulassen? 13:45
  • Alte Prägungen – kindlichen Erfahrungen und späteres Bindungsverhalten 15:05
  • Unser Gehirn mischt mit: Frisch Verliebte sollen gar nicht loslassen! 17:42
  • Warum ist es so wichtig einiges endlich aus unserem Leben zu entlassen? 20:00
  • Was kann uns beim Loslassen helfen? 22:24
  • Das Outro mit den Worten der Psychotherapeutin Irmtraud Tarr 25:58

Bei dir gibt‘s nichts loszulassen – eine kleine Inspiration was vielleicht doch?!

Die oder der ein oder andere unter euch ist tatsächlich immer noch der Meinung: Ich weiß gar nicht, was du willst? Bei mir passt alles, ich habe keine Idee, was ich loslassen könnte. Na, dann spüre doch einmal in die folgenden Gedanken hinein. Vielleicht ist doch etwas dabei, was sich bekannt anhört?

Loslassen findet auf ganz unterschiedlichen Ebenen statt. Vom pragmatischen Ausmisten von Dingen, die nicht mehr passen, bis tief hinunter in unser Unterbewusstsein gen Glaubenssätze, Traumata und alte Gewohnheiten. Letztendlich geht es darum ziehen zu lassen, was wir nicht mehr brauchen, uns nicht gut tut, vielleicht sogar krank macht und uns den Weg für Neues verstellt.

Welche Themen der folgenden bunt zusammengestellten Liste bringen etwas in dir zum Schwingen:

©Photo by Zuzana on Unsplash
  • Hältst du fest an – ganz pragmatisch
    • Dem Kleidungsstück oder besser den Kleidungsstücken, in denen du einmal xy erlebt hast oder in die du irgendwann wieder reinpassen willst?
    • Der Wohnung mit so vielen Erinnerungen, die vom Vermieter aber so vernachlässigt wird, dass es durch die Fenster reinregnet – kein Witz: so war’s in meiner letzten
    • Dem Sessel, der mittlerweile so wackelig ist, dass Tante Erna damit neulich fast umgekippt wäre
    • Die Töpfe, die auf dem neuen Induktionsherd doch eh nicht mehr funktionieren
    • Die hohen Schuhe, in denen du heutzutage eigentlich nicht mehr länger als eine Stunde überlebst – und das im Sitzen (ich habe so ein paar „Sitzschuhe“, High Heels, rot orange, Lack – ich bin einfach noch nicht so weit 😉
    • War noch nichts dabei? Dann geht mal in deinen Keller, Vorratskammer o. ä.!
  • Hältst du fest an – eine Ebene tiefer
    • Dem Schmerz, weil dein Partner/deine Partnerin dich verlassen hat
    • Der Wut darüber
    • Einer Partnerschaft, die dich krank macht, in der dein Partner dich schlägt, missachtet oder tyrannisiert
    • Dem Mann bzw. der Frau, mit dem oder der du so viel Potenzial hast – das er / sie aber einfach mit DIR nicht lebt
    • Der Angst, dass die nächste Beziehung ja auch eh schiefläuft und man keinem Mann/keiner Frau wirklich vertrauen kann
    • Alten Schuldgefühlen, durch die du dich klein machst
    • Einem Job, in dem du dich leer und erschöpft fühlst
    • Alten Verhaltensmustern, die wie Fesseln sind und dir keinen Raum für kleinste Schritte ins Neue lassen
    • Einer Freundschaft, in der nur du gibst
    • Einem Ziel, das nie deins war, sondern das deiner Eltern oder deiner Umwelt
    • Der Angst beim Versuch etwas zu verändern, erneut einen Fehler zu machen
    • Dem Gefühl, dass du nichts ändern kannst – die anderen das müssen
    • Dem Bedauern einer nicht wahrgenommenen Chance
    • Der Wut, dass die/der andere befördert wurde und du doch eh nicht gesehen wirst
    • an einem Arbeitsplatz, an dem es Intrigen gibt, oder an dem wir unter- oder überfordert sind
    • Vielleicht sogar dein Hadern mit der insgesamt ungerechten Welt

Und und und …: Die Punkte sind nicht ohne oder? Ja, weil sie so tiefgehend und schmerzhaft sind. War etwas dabei, das dich berührt hat? Oder ist in dir etwas ganz anderes hochgekommen von dem du weißt: Die Zeit ist reif?

Wie war es bei mir?

©Photo by howling red on Unsplash

Bei mir war das Ende 2021 der Fall – und ich arbeite weiter am Thema: Die Wochen vor Weihnachten waren extrem stressig. Meine 82-jährige Mutter hatte sich die Kniescheibe gebrochen und es entstand ein einziges Chaos aus Arztterminen, mannigfaltigen Meinungen, ob OP oder nicht. Und da war auch noch mein 92-jähriger Vater, ah: und meine Arbeit so nebenbei, weitere Menschen, die in der Krise steckten und Hilfe brauchten, … Nach dem durch all die Veränderungen in einem Leben eh recht anstrengenden Jahr fühlte ich mich extrem am Limit. Ich versprach mir: Nach Weihnachten nimmst du dir mal nur Zeit für dich, entspannst, tust dir Gutes, kommst runter. Als die Zeit kam, war es Essig mit meinen Vorstellungen vom Herunterkommen. Ich fühlte mich erschöpft, ruhelos, konnte mich nicht aufraffen etwas Schönes zu unternehmen, schlief extrem schlecht, hatte keine Lust Freunde zu treffen, die schon bereitgelegten Bücher zu lesen oder oder. Was immer ich versuchte, ich kam einfach nicht zu mir und in die Erholung. Immer wieder überkam mich eine undefinierte Traurigkeit.

©Photo by Gary Chan on Unsplash

Wie meistens in solchen Situationen landete ich irgendwann auf meinem Meditationskissen und saß und saß und saß dort. Dieses liebgewonnene Ritual erfüllt mich nach einiger Zeit immer wieder mit Frieden und so konnte in mir hochkommen, was im Innen schon lange schepperte. Ich fühlte extremen Druck in mir, tiefe Erschöpfung gepaart mit enormer Unruhe. Beim Rückblick auf 2021 traf ich einen alten Bekannten: mein tief verwurzeltes Funktionsprogramm. Es hatte sich wieder eingeschlichen – und das, wo ich es doch in der Agentur zurücklassen wollte. Ha, ha! Ehrlich betrachtet hatte ich das gesamte letzte Jahr wieder mit Hochdruck gearbeitet, gearbeitet, geleistet, gerackert, mich hier gekümmert und dort engagiert. Die schönen Pläne mal nur sechs Stunden am Tag zu arbeiten, ab und an eine 4-Tage-Woche oder zumindest eine ausgedehnte Mittagspause in einem schönen Café hatten sich unterwegs irgendwie in Luft aufgelöst. Der Freiraum für das neue, GANZE Leben war mit den Monaten mehr und mehr verschwunden und nun saß ich hier. Das erste Gefühl war tiefe Frustration und auch Strenge mir selber gegenüber: Schon wieder am gleichen Punkt. Das nächste aber war bereits eins des liebevollen Selbst-Mitgefühls und das mir neu war. Es ließ mich weicher mit mir selber werden und zugleich erfüllte es mich mit Energie, Kraft, Wärme und einem Entschluss: Da ist es also noch, mein Funktionieren als Daseinsberechtigung, um „richtig zu sein“ in dieser Welt, ABER ich möchte es nicht mehr. DAS LASSE ICH LOS! Und ich bin dabei, ich arbeite daran, ich lasse Stück für Stück los und vertraue, dass ich es schaffe. Und so habe ich mir auch das innerlich bereits wegrationalisierte Sabbatical wieder freigegeben und genieße gerade Südafrika – yipiehhhhhhhhhh!!! Den Podcast habe ich kurz vorher produziert, damit ihr weiter schön in Übung bleibt 😉

Loslassen, was bedeutet das?

©Photo by Hadija Saidi on Unsplash

Loslassen gehört zum fortschreitenden, sich und uns verändernden Leben einfach dazu. Hört sich fast so an, als sollten wir eine Routine daraus machen? Mit dem ziehen lassen passen wir uns oftmals einfach an unsere aktuelle Lebenssituation an. Was zur Studienzeit noch cool oder akzeptabel war, fühlt sich jetzt einfach befremdlich an, macht uns vielleicht gar keinen Spaß mehr? Und loslassen muss nicht immer mit einem Drama zusammenhängen und jahrelange Therapie mit sich bringen: Oftmals verschafft uns das Entrümpeln des Kleiderschranks eine erste Portion freien Atem – und führt dann ggfs. über das verlassene Kinderzimmer bis in den Keller. Ab und an müssen wir dabei aber eine Etage tiefer in unser Unterbewusstsein gehen, vergangene Verletzungen, überlebte Träume und Lebenspläne, alten Groll endlich beiseiteschaffen. Spannend ist in dem Zusammenhang auch, was sich darunter alles an Wunderbarem verbirgt. Wir, mit all dem, was uns ausmacht, wonach uns im Herzen ist, vernachlässigte Fähigkeiten, plötzlich wieder erinnerte Träume, alles das kann zum Vorschein kommen, wenn wir die Bühne freiräumen.

Loslassen bedeutet auch zu akzeptieren …

  • … was nie so wird, wie wir es uns erträumt haben
  • … was einfach vorbei ist
  • … doch nicht zu mir passt
  • … nicht meinen Fähigkeiten entspricht
  • … dass mich etwas tief verletzt hat
  • … dass mir das Festhalten schadet
  • … dass es in meiner Hand liegt, etwas zu verändern
  • … dass ein geliebter Mensch sterben wird oder bereits gegangen ist
  • … dass die Wohnung, das Haus einfach zu teuer ist – und so den Rest meines Lebens zu extrem einschränkt
  • … dass ich älter werde bzw. wie ich dieses Jahr 50

Warum fällt es uns so schwer loszulassen?

©Photo by Samuel Regan-Asante on Unsplash

Es hört sich vielleicht verrückt an, aber das, was wir kennen ist uns unbewusst oftmals dann doch sehr lieb – auch wenn es uns nicht gut tut, ja uns sogar in die Depression treibt. Der Schritt ins Ungewisse verursacht bei vielen einfach eine zu große Angst. Und es ist nichts Verwerfliches daran, Gewohnheiten zu pflegen. Täglich alles neu gestalten zu wollen würde einfach den Rahmen unserer geistigen Kapazität und Kraft sprengen. Routinen erden uns und geben uns ein Gefühl der Sicherheit.

Oftmals ist es auch so, dass wir es anders eben gar nicht kennen. Heißt leider auch: Wir können uns gar nicht vorstellen, dass es anders werden kann, uns jemand anders behandeln könnte, ich an anderer Stelle gesehen werden, erfolgreich bin. Warum dann aufbrechen? Was sagt die Außenwelt dann gerne einmal verächtlich: Träum weiter! Und ja, das will und werde ich! Wie sieht’s damit bei euch aus? Es gilt uns ein Ziel klar vorzustellen, zu planen, mit all unseren Sinnen auszumalen und als Zielmagnet maximal aufzuladen. Das gibt uns Kraft ins Neue aufzubrechen.

Alte Prägungen – kindlichen Erfahrungen und späteres Bindungsverhalten

Warum wir zudem an Altem festhalten, Verhaltensstrukturen wiederholen, liegt oftmals in Erfahrungen aus sehr jungen Jahren begründet.

©Photo by Jeremiah Lawrence on Unsplash

So baut der Psychiater und Psychotherapeut Karl Heinz Brisch beispielsweise eine Brücke zwischen kindlichen Erfahrungen und späterem Bindungsverhalten. Er stellt heraus, dass Kleinkinder ein ganz natürliches Bedürfnis haben sich zu binden, aber auch die Welt um sich herum zu erkunden. Es ist von Bedeutung, dass Eltern zulassen, dass ihr Kind die Welt entdeckt – und das je nach Alter in unterschiedlichem Radius – sie es bei der Rückkehr freudvoll empfangen und nicht zu enge, ängstliche Grenzen setzen. So lernt das Kind, dass es weggehen, zurückkehren und die Welt weiter entdecken darf. Die Bezugspersonen sind weiterhin für es da, lieben es weiter. Auf diesem Weg entwickeln wir von klein auf ein stabiles Bild von uns selbst, unseren Fähigkeiten und einem belastbaren Netzwerk um uns herum. Im Erwachsenenalter verfügen wir so über die Fähigkeit uns zu binden und haben gleichzeitig keine Angst uns zu lösen. Unsere Bedürfnisse nach Nähe und Autonomie dürfen beide sein.

Wachsen wir in unsicheren Bindungen auf, kann das unsere spätere Bindungsfähigkeit und das, was wir in Beziehungen zulassen können, beeinträchtigen. Werden wir in unserer Kindheit von unseren Bezugspersonen immer wieder zurückgewiesen, wenn wir Nähe oder Trost suchen, kuscheln wollen, so lernen wir schnell unsere Bedürfnisse zu unterdrücken. Im Erwachsenenalter bringt das oft ein großes Bedürfnis nach Unabhängigkeit mit sich und Probleme Gefühle auszudrücken. Beziehungen loszulassen bereitet scheinbar kaum Probleme, aber aus dem Grund, weil wir uns nie wirklich tief einlassen.

Sind wir mit ambivalenten Botschaften aufgewachsen, war die Beziehung zu den Eltern instabil, entstand heute z. B. Nähe, am nächsten Tag herrschte Distanz, so verhalten wir uns als Erwachsene auch oft inkongruent. Wir suchen selber Nähe und lassen sie dann doch wieder nicht ganz zu. Wirklich loslassen aber fällt uns schwer. Entsprechende Botschaften erhält der Partner – bewusst oder unbewusst – und wir wundern uns dann, über seine Reaktionen.

Unser Gehirn mischt mit: Frisch Verliebte sollen gar nicht loslassen!

Etwas sehr Interessantes haben Forscher im Zusammenhang mit frisch verliebten Paaren festgestellt. In dieser Phase ist das Gehirn auf Nachwuchs eingestellt. Loslassen soll gar nicht stattfinden.

Paar umarmt sich am Strand
©Photo by Joanna Nix-Walkup on Unsplash

Die Anthropologin Helen Fisher untersuchte gemeinsam mit KollegInnen an der State University of New York die Hirnaktivitäten von frisch verliebten Paaren. Im Hirnscanner liegend zeigte man der einen Person ein Bild ihres Partners bzw. der Partnerin. Festgestellt wurde eine erhöhte Aktivität im ventralen Tegmentum, eine Hirnregion, die u.a. für die Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin sorgt. Ein erhöhter Dopaminspiegel führt zu einem angenehmen Gefühl. Je frischer das Paar zusammen ist, desto mehr Dopamin wird ausgeschüttet. Bei Trennung sinkt der Spiegel in den Keller, was zu körperlichen und seelischen Schmerzen gleich eines Drogenentzugs führen kann. Und könnte es nicht noch schlimmer kommen: Bei einigen Menschen geschieht bei der Trennung das Gegenteil. Das Gehirn schüttet noch mehr Dopamin aus, der Betroffene fühlt sich noch verliebter und klammert im schlimmsten Fall extrem. Wie habe ich neulich so schön als Gast des Sky Podcasts kopFRAUm gesagt: Unser Gehirn hat nicht die Aufgabe uns glücklich zu machen, sondern unser Überleben zu retten – in dem Fall der ganzen Gattung.

Hmmm, so viel zum Thema, dass unsere Natur uns ab und an ein ganz schönes Schnippchen schlägt!

Zwei Schlagworte am Ende dieses Kapitels:

  • Loslassen wird auch oft verbunden mit versagt haben, nicht durchhalten können, zu empfindlich sein – unseren alten Glaubenssätzen also. Und was bedeutet das: Geht ihnen an den Kragen!
  • Zudem lenken uns alte, längst überflüssige Gewohnheiten oft davon ab, uns ehrlich mit uns auseinander zu setzen. Der Fernseher läuft ständig, wir hetzten von einer Freizeitbeschäftigung zur anderen, sitzen doch zwei Stunden länger am Rechner. Gefühle und Gedanken, die wir nicht wahrnehmen wollen, kommen so erst gar nicht auf.

Warum ist es so wichtig einiges endlich aus unserem Leben zu entlassen?

Wenn wir keinen Weg finden, das loszulassen, von dem wir spüren, dass es uns einfach nicht mehr gut tut, dann werden wir mit der Zeit krank. Zudem erfahren wir niemals, was noch alles an Fähigkeiten und Möglichkeiten in uns schlummert und auf uns gewartet hätte.

Wollen wir das wirklich?

Vielleicht gibt es uns den letzten Schubser, wenn wir einmal genauer hinschauen, was das Festhalten mit uns und unserem Leben macht?:

©Photo by Eric Ward on Unsplash
  • Wir setzen uns weiter selbstzerstörerischen Gefühlen wie Scham, Verzweiflung, Wut, Trauer, Selbsthass, Angst aus
  • Hoffnungslosigkeit und Resignation führen uns mehr und mehr ins Dunkle und die Depression
  • Wir stehen über Jahre oder bis zum Tod in der Warteposition für unser Leben
  • Mit der Zeit treten psychosomatische Krankheitsbilder auf wie Kopfschmerzen bis hin zu Migräne, Schlaflosigkeit und Schlimmerem
  • Vor lauter Funktionieren manövrieren wir uns in einen Burnout
  • Wir geraten mehr und mehr in Isolation
  • Oftmals wird durch Suchtverhalten ein Deckel auf die unterdrückten Gefühle gepresst
  • Das Ganze kann bis zur Selbstablehnung und sogar Selbsthass führen
  • Durch ständige Gedankenkreise und Grübeln bleibt kein Raum für konstruktive Gedanken und Pläne
  • Neue, positive Verhaltensmuster können nicht getestet und übernommen werden – diese aber würden uns stärken und den Weg hinaus bereiten
  • Wir geraten also noch tiefer hinein in den Teufelskreis und verlieren mit der Zeit den Glauben an uns selbst und unsere Selbstwirksamkeit

All das passiert, obwohl es in den meisten Fällen die Möglichkeit für einen ersten, kleinen Schritt, einen neuen Gedanken gibt. Wir verharren in einem zumindest zum Teil selbstgewählten Gefängnis, dessen Türen schon lange offen stehen, nur fehlen uns die Phantasie, das Vertrauen und die Augen dafür.

Aber wo und wie fange ich an mit dem Loslassen?

Was uns beim Loslassen helfen kann

Die gute Nachricht in dem Zusammenhang lautet: Loslassen können wir lernen!

©Photo by Stefan Cosma on Unsplash

Einer der Schlüssel zum Gelingen endlich loszulassen was du bereits zu lange festhältst, was dich psychisch und körperlich krank macht, ist die von mir immer einmal wieder angesprochene mentale Ausrichtung. Wie so oft startet alles in unserem Kopf, mit unseren Gedanken. Wenn wir uns hier einiger Zusammenhänge gewahr werden, können wir danach Schritte im Innen und Außen angehen. Es geht bei der mentalen Ausrichtung vor allen Dingen auch darum, wohin wir unseren Blick wenden UND dass wir die Blickrichtung wählen können! Durch diese Wahl treffen wir eine weitere, extrem wichtige: die unserer Gefühle. Wie, ich kann meine Gefühle wählen? Ja, das können wir in zumindest sehr vielen Fällen!

Starten wir mit den Gedanken und ihrer Ausrichtung: Wenden wir unseren Blick ab vom Verlust, wovor wir Angst haben, hin zu dem, was wir dabei alles gewinnen können. So entsteht in uns eine ganz andere Welt, die wir im Außen manifestieren können – kleiner Schritt für kleiner Schritt.

Ziehen wir unseren Fokus ab von: das haben wir uns anders vorgestellt, wurde uns angetan, war ungerecht, dürfen wir angeblich alles nicht. Schauen wir auf: Was lief in unserem Leben bereits gut, wo umgeben uns liebevolle Menschen, was habe ich bereits geschafft? Nun sehen wir, dass gute Veränderung bereits real ist. Ihr werdet es nicht glauben, oft braucht es Mut, das Gute, Neue anzunehmen, denn bisher haben wir geglaubt es nicht wert zu sein, nicht zu verdienen. Schnell schweifen unsere Gedanken hier wieder ab gen Negatives.

Ich kann nur sagen: Bleibt euch, euren Fähigkeiten, bereits Errungenem auf der Spur. Haltet es aus, doch gut zu sein und haltet dieses Gefühl fest, lasst es nie mehr los!

Last but not least möchte ich in diesem Zusammenhang eines nicht unter den Tisch fallen lassen: Die schmerzhaften Erlebnisse der Vergangenheit können wir nicht ändern. Manches Ziel werden wir nie erreichen. In manchen Fällen werden wir von der Person, die wir lieben, nicht zurück geliebt. Kurz: Einiges müssen wir lernen zu akzeptieren, dass es so ist, wie es ist. Wir schauen es uns an, gestehen es uns ein, lassen die Schmerzen zu, betrauern es und lassen es ziehen. Wir lassen los – und damit auch die Gefühle versagt zu haben, Schuld zu sein, minderwertig. Und wenn wir den Schmerz verdaut haben und eine Phase der Heilung eintritt, dann wagen wir einen Blick durch die bereits offene Tür hin zu dem, was sich mir alles noch an so vielen Möglichkeiten bietet!

Vielleicht übt ihr genau jetzt einmal zusammen mit mir und sagt zu euch oder laut: „Ich lasse los“ Was genau, was kommt euch in den Sinn? Und noch einmal: „Ich lasse los! ICH LASSE LOS!“

Macht weiter damit! 🚀

Outro mit den Abschlussworten der Psychotherapeutin Irmtraud Tarr

Ihr Lieben, EXit! wäre nicht EXit!, wenn wir nach dem Verstehen der Zusammenhänge nicht gleich auch in die Praxis einsteigen würden. Schließlich möchten wir Veränderung ja im Außen leben. Für heute aber haben wir genug Input zu verdauen und sicher wirkt die ein oder andere Stelle dieses Podcast noch stärker ins euch nach. Macht euch Notizen zu dem, was euch bewegt hat. Es sind die ersten Hinweise auf das, was in dir losgelassen werden kann, in dir rebelliert. Wie? Das schauen wir uns gemeinsam im nächsten Podcast an. In dem wird es nämlich um unterschiedliche Übungen und Ansätze zum Loslassen gehen.

Schließen möchte ich heute mit den Worten der Psychotherapeutin Irmtraud Tarr, die wundervoll auf den Punkt bringt, warum es Zeit wird loszulassen und wie sehr es sich lohnt!:

Photo by awmleer on Unsplash

„Nichts, was wir festhalten, kann sich frei entfalten und schwingen, nicht nur in Beziehungen und Partnerschaften, sondern auch im Umgang mit Dingen. Unser volles Potenzial können wir nur entfalten, wenn wir frei schwingen. Loslassen zwingt uns, über uns selbst hinauszuwachsen. Loslassen ist eine Erfahrung, keine Theorie und eine Entscheidung, die wir jeden Tag und jeden Moment neu treffen können. Loslassen hat etwas mit Ent-Bindung zu tun, mit Ablösung, Aufbruch und Befreiung von etwas, von dem man weiß, dass man es im Grunde seines Herzens nicht mehr festhalten will und kann. Es ist ein Ausdruck unseres freien Willens und beginnt mit dem klaren Sehen dessen, was gerade ist. Erst wenn man erkennt, was da vor sich geht, sieht man seine Wahlmöglichkeiten.“ (Quelle: https://bit.ly/3vOY6ss)

Mit diesen Worten sage ich „Tschüss“, Elke von EXit! – dem Podcast, der Mut und Lust macht auf Veränderung.

Der EXit! Podcast #22: „Loslassen: Warum es uns so schwer fällt

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2 Kommentare

  • Birgit

    Vielen Dank für diesen tollen Beitrag! Er trifft bei mir gerade ins Schwarze. Und auch, wenn ich für das „große Loslassen“ noch nicht ganz bereit bin, werde ich jetzt sofort üben und meinen Schrank ausmisten.
    Ich finde es inspirierend, dass Sie aus eigener Erfahrung sprechen können und das hier auch tun. Das macht Mut!
    LG
    Birgit

    • Elke Sander

      Liebe Birgit, Dank Ihnen für Ihr offenes und herzliches Feedback – so etwas motiviert mich selber immer sehr und tut gut! Und Entschuldigung für das späte Feedback: In meiner Auszeit in Südafrika war ich so gut wie möglich offline. Herzliche Grüße & bleiben wir gemeinsam am Ball beim Loslassen 🙂 Elke

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