Leerer, geöffneter Vogelkäfig
Einführung,  Erfahrungsbericht,  Podcast,  Übungen

Raus aus der Opferhaltung – hinein in d/ein selbstbestimmtes Leben

Opferhaltung – eine Einführung und Blickpunkte für d/ein selbstbestimmtes Leben

Hallo ihr Lieben,

nun neigt sich das Jahr langsam dem Ende zu. Gemeinsam haben wir uns über die ersten EXit! Monate durch ganz schön viele Themen geackert. Das ein oder andere ist so richtig unter die Haut gegangen, hat uns tief bewegt, den Finger in manche noch schmerzende Wunde gelegt. Ich weiß, dass der mutige Schritt zu uns selbst, ohne den ein erfolgreicher Changeprozess einfach nicht möglich ist, einiges von uns abverlangt. Ich hoffe, dass ich euch bei all dem auch vermitteln konnte: Es lohnt sich. So viel ist möglich, so viel gibt es noch zu entdecken und leben mit dem neuen, umfassenderen Blick, mit dem wir „aus dem Keller“ heraustreten.

Ein besonderes „Schmankerl“ habe ich noch für diesen Podcast aufgehoben, denn ich denke: Das ist Ballast, den wir nicht ins nächste Jahr mitnehmen wollen oder? Zumindest fangen wir schon einmal an daran zu rütteln. Wovon spreche ich? Die immer einmal wieder auch in anderen Episoden angesprochene Opferhaltung.

Ich kann nicht weil …! Die anderen haben …! …!

Mann zeigt anklagend aus Bild heraus
©Photo by Adi Goldstein on Unsplash

Hörst du dich das auch manchmal sagen oder denken: Ich kann die Stelle nicht kündigen, die Rechnungen müssen ja bezahlt werden! Ich muss am Wochenende oder Abend arbeiten, weil Kollege xy auch wieder mit Überstunden glänzt! Ich werde von meinem Partner nicht gesehen, weil …! Ich war heute wieder nicht beim Yoga, weil meine Kinder …! Dazu fehlt mir die passende Ausbildung! Und und und.

Schuld sind immer die Anderen, die Umstände, die Vergangenheit. Wir selber stehen dem Ganzen ohnmächtig und machtlos gegenüber. Aber ist das wirklich so? Wieso können wir dem Partner nicht klar sagen, was wir gerade brauchen, den Kollegen in seine Schranken weisen, auch in einem neuen Beruf erfolgreich sein? Na, dann ist diese Episode genau das richtige für dich und uns!

Worum geht es in dieser Episode genau – inkl. Podcast Timings

  • Intro 00:00
  • Was hält dich noch in alten Opfermechanismen fest? 3:00
  • Und trotzdem bleibt uns immer ein gewisses Maß, unser Leben positiv zu gestalten 6:02
  • Wie sieht es bei dir aus – ein Schnelltest 7:32
  • Warum verharren wir in unser Opferhaltung? 8:25
  • Raus aus der Opferhaltung, aber wie? 12:37
  • Warum dann das Ganze? 16:07
  • Schritte auf dem Weg 19:59
  • Vergeben und loslassen 23:34
  • Outro mit Worten von Amanda Gorman 25:54

!!!Den Link zum Podcast findet ihr ganz unten im Beitrag

Was hält dich noch in alten Opfermechanismen fest?

Jorge Bucay erzählt uns dazu folgende Geschichte:

Ein Elefant wird kurz nach seiner Geburt an einem kleinen, kurzen Pflock festgebunden. Was immer er auch versucht, er kann sich nicht losreißen. Nach einiger Zeit gibt er mit der Überzeugung auf, dass es für ihn keinen Weg in die Freiheit gibt. Der Elefant wächst und wird stark, aber seine alten Erfahrungen sagen ihm, dass er weiterhin hilflos und ausgeliefert ist. So lässt sich dieses große, mächtige Tier sein Leben lang von einem kleinen Pflock beherrschen.

(Aus „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“)

Marionette hält Marionette
©Photo by Agni B on Unsplash

Wir können unsere Umstände sehr wohl verändern, aber erst, wenn wir den Pflock endgültig herausziehen und uns aus der Opferrolle befreien. Das mag hart klingen und sicher hat die ein oder andere von uns in ihrer Vergangenheit Erfahrungen gemacht, die zutiefst grausam waren. Wir können nicht immer verhindern Opfer von Angriffen, Verletzungen, Enttäuschungen zu werden, aber wir haben die Wahl wie wir darauf reagieren – zumindest im Erwachsenenalter. Damit möchte ich mir kein Urteil erlauben über persönliche, dramatische Erlebnisse anderer Menschen, wie sie schmerzen und uns zurückwerfen können.

Das Schicksal der eigenen Familie

Ich selber stamme aus einer Familie, die im zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat fliehen musste und auf der Flucht grausames erlebt hat. Ich bin damit aufgewachsen zu fühlen und sehen, welche irreversiblen Spuren das bei meinen Lieben hinterlassen und auch mein Leben beeinflusst hat. Die Links zur dazu passenden Literatur „Die vergessene Generation: Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen“ und “Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation” von Sabine Boden lege ich euch in die Shownotes. Link einbauen Kriegseltern/Kriegskinder Ich denke, dass ist auch ein Grund, warum ich mich schon so viele Jahre mit Psychologie und ähnlichen Themen beschäftige.

Und trotzdem war da auch Raum für anderes, für Familie, Freude, Leichtigkeit, Liebe. Für mich geht es darum das zu finden, was es neben all den Schwierigkeiten und Schmerzen noch gibt und wie wir dorthin kommen können. Am Anfang steht stets sich der eigenen Opferhaltung bewusst zu werden. Ohne das werden wir den Pflock gar nicht bemerken und erst recht nicht herausreißen.

Mir ist sehr wichtig noch zu betonen, dass ich mir in diesem Beitrag über niemanden ein Urteil erlaube, ob der Schwere der eigenen Verletzungen und somit ggfs. weiteren Möglichkeiten des Lebens. Besonders denke ich hier an Opfer von Übergriffen jeglicher Gewalt in der Kindheit, innerhalb politischer Systeme und auch sonstiger traumatischer Erlebnisse in der Vergangenheit und Gegenwart.

Und trotzdem bleibt uns immer ein gewisses Maß, unser Leben positiv zu gestalten

Eine demütig stimmende Ausführung zum Thema liefert uns der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl. Sie behandelt seine eigenen Erfahrungen in Konzentrationslagern:

Ein Streichholz zündet ein anderes an
©Photo by Allec Gomes on Unsplash

„Wir, die wir im Konzentrationslager lebten, erinnern uns an Menschen, die anderen geholfen haben, die ihr letztes Stück Brot mit anderen teilten. Wenn es auch nicht viele waren, so sind diese wenigen Menschen doch der Beweis dafür, dass man einem Menschen alles nehmen kann, bis auf eines, nämlich die letzte aller menschlichen Freiheiten, die Freiheit, in jeder Situation seine Einstellung zu wählen.“

(Aus „… trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ von Viktor Emil Frankl)

Wenn ich das lesen, muss ich immer wieder schlucken und mein Herz wird mir schwer in Erinnerung an das, was wir Menschen uns schon alles an Grausamkeiten angetan haben und tun. Viktor Frankl erkannte, dass wir neben unseren biologischen und sozialen Einflüssen, trotzdem immer in einem gewissen Maß über das Potenzial verfügen, uns selbst und unser Leben bewusst und aktiv zu gestalten.

Wie sieht es bei dir aus – ein Schnelltest

Oftmals sind uns unsere Opferhaltung und ihre mannigfaltigen Facetten gar nicht bewusst. Mit folgenden Fragen kannst du in dich hineinleuchten:

  • Wo siehst du generell die Kontrolle über Geschehnisse in deinem Leben – bei dir, den anderen, den Umständen?
  • Wen oder was machst du in deinem Leben für xy verantwortlich?
  • Wer oder was ärgert dich besonders?
  • Welchen Nutzen hat deine Opferhaltung vielleicht für dich?
  • Welche Nachteile bringt sie mit sich?
  • Sitzt du tatsächlich in der Falle, bist vollkommen hilflos ohne jegliche Einflussmöglichkeit?
  • Was könnten der erste, dir mögliche Schritte aus der Situation heraus sein?

Warum verharren wir in unserer Opferhaltung?

Wenn wir also die Möglichkeit haben, warum verändern wir unsere Lebensumstände in vielen Fällen nicht – zumindest die ersten, bereits machbaren Stellschrauben? Folgend ein kleiner Auszug möglicher Ursachen – was spricht dich an?:

Vogel sitzt in offenem Fenster
©Photo by Abhishek Koli on Unsplash
  • Uns ist unsere Opferhaltung nicht bewusst. Erst beim genauen und vor allen Dingen ehrlichen Hinschauen fällt auf, wie sehr wir oftmals Verantwortung abgeben und andere verantwortlich machen. Das passiert auch mir immer einmal wieder.
  • Wir erkennen den Zusammenhang zwischen Opferdasein und den Möglichkeiten, die wir uns dadurch nehmen, nicht und das ist fatal: Ich mache mein Leben abhängig von Veränderungen im Außen und dem Verhalten Dritter. Aber wie wir sicher des Öfteren festgestellt haben, bewegt sich die Umwelt dann gerne einmal in eine ganz andere Richtung. Ohne mein Zutun bleibt meine positive Veränderung dem Zufall überlassen.
  • Wir sehen unsere „Wahrheit“ und den Blick auf die Welt nicht als Interpretation oder eigene Wirklichkeitskonstruktion, sondern als Fakt und nicht veränderbar an. Letztendlich bewerten wir alles, was wir wahrnehmen aus unserem ganz eigenen Blickwinkel. Oftmals ist uns das nicht einmal bewusst. Versuchen wir eine neue Perspektive einzunehmen und schon kann die Welt ganz anderes aussehen und somit unsere Möglichkeiten in ihr.
  • Wir haben Angst Entscheidungen zu treffen und dadurch Selbstverantwortung für Konsequenzen zu übernehmen. Oftmals wissen wir gar nicht wie, denn wir stecken fest in einer gelernten Hilflosigkeit. Diese entsteht u.a. durch überbehütende, überängstliche oder uns entwertende Bezugspersonen in der Kindheit.
  • Daraus folgt auch: Uns fehlt das Selbstbewusstsein für Veränderung.
  • Bequemlichkeit: Manchmal ist es zumindest vordergründig leichter, im Alten zu verharren. Oftmals ist uns aus dieser Perspektive der Preise für Change zu hoch. Hier habe ich einen Vorschlag: Ergänze diese Momentaufnahme durch einen weiteren Blickpunkt nämlich den, wie sich mein Leben positiv verändern kann, wenn du die Schritte wagst?
  • Als Opfer bekommen wir nicht selten Aufmerksamkeit und Zuspruch von außen. Die einfachste Form kennen wir vielleicht noch aus unserer Kindheit: Wer krank war, wurde wahrgenommen, bekam besonders viel Aufmerksamkeit, ein paar Leckereien o. ä. Wer mit drei Geschwistern aufgewachsen ist wie ich, hat diese besondere Zuwendung besonders genossen.
  • Opfer sein kann Macht und moralische Überlegenheit über andere, die Täter, verleihen.
  • Opfer sein liefert uns oftmals die passende Rechtfertigung für Nicht-/Verhalten (gerade auch bei radikalen Gruppierungen) – in Coronazeiten ein sehr aktuelles Thema.

Schauen wir allerdings genauer hin, stellen wir schnell fest: Auf Dauer bringt die Opferhaltung keine Vorteile. Irgendwann wird die Umwelt unserer negativen und oftmals anklagenden Reden müde. Unser Umfeld möchte nicht weiter emotional erpresst und durch schlechtes Gewissen manipuliert werden. Das Endergebnis ist in vielen Fällen mit der Zeit eine Abwendung der anderen uns gegenüber. Wir selber drehen uns weiter im ständigen Groll auf alles und jeden und zahlen mit permanenter Unzufriedenheit, nehmen uns Freude, Leichtigkeit und ein selbstbestimmtes Leben.

Raus aus der Opferhaltung, aber wie?

Raus aus der Opferhaltung! In der Theorie hört sich das vielleicht einfach an und selbst wenn andere es schaffen ihr Leben zu verändern: Die haben nicht so schlimme Erfahrungen gemacht wie ich, hatten eine heile Kindheit, deren Kids sind aus dem Haus, die haben nicht dieses oder jenes Handicap etc.! Keiner sagt, dass Veränderung sich leicht oder von heute auf morgen vollzieht, dass Ängste uns unterwegs nicht immer wieder fast in die Knie zwingen, aber sind wir ehrlich zu uns: Kann es wirklich noch schlimmer werden als es schon ist? Sind nicht zumindest die ersten kleinen Umstellungen möglich? Und genau darum geht es: Gehe JETZT auf los und in DEINEM Tempo.

Frau schaut aus Gefängniszelle ins Licht
©Photo by Christopher Windus on Unsplash

Wollen wir mit der Opferhaltung aufräumen geht es einmal wieder „in den Keller“, also im Fokus zurück in Kindheit und Jugend. Mit einem liebevollen Blick auf uns selbst schauen wir nun als Erwachsener zurück und fragen uns: „Was hätte ich in bestimmten Situationen früher wirklich gebraucht? Was ist stattdessen geschehen?“
Es bedarf einer tiefgehenden Verarbeitung alter Verletzungen – je nach Schwere der früheren Lebenssituation mit Hilfe einer Therapeutin/eines Therapeuten. Stück für Stück bekommen wir auf diesem Weg die Zügel unseres Lebens in die eigenen Hände.

Den Raum des Ungewissen aushalten

Ich kann euch sagen: Als ich im Januar 2020 endgültig entschieden habe, das Alte hinter mir zu lassen und damit auch mir weiter in meiner aktuellen Lebenssituation nicht mehr länger leid zu tun, hatte ich wirklich keine Idee, was bis nun Dezember 2021 alles auf mich zukommen würde. Da waren auch einige dunkle Momente dabei, in denen ich keine Orientierung mehr hatte und einfach so müde meiner jahrelangen Suche war und bin. Noch dieser Tage hatte mich für eine Zeit der Schmerz im Griff gehabt, warum ich es mit „nettem Mann und Kindern“ einfach nicht auf die Reihe bekommen habe und mich so ab und an sehr entwurzelt und nicht dazugehörig fühle. Hinzu kommt die Einsicht, von der ich euch neulich berichtet habe, dass EXit! doch „nur“ ein Teil meiner Tätigkeiten sein kann, es mich wieder hinaus in die Welt und beruflich unter mehr Menschen zieht. Vielleicht eine Festanstellung, eine Führungsposition in einer Firma, die nicht meine ist? Wie würde das sein? Bin ich nach 16 Jahren Selbständigkeit noch interessant für den Markt? Gibt es dort draußen einen Platz für mich, an dem ich Gutes bewegen und bewirken kann und es mir auch gut geht, ich nicht wieder nur ein Arbeits-Leben führen werde? Und wie bitte sieht heute ein CV aus? Selbstverständlich habe ich durch Menschen, die sich bei mir beworben haben, viele gelesen, aber einen für mich schreiben: Oh my God, das ist eine gaaanz andere Sache.

Jetzt habt ihr eine grobe Idee, wie es auch in mir aussehen kann. Es gibt Ordnung, Ruhe, Klarheit, tiefe Angebundenheit und Geführtheit in mir UND immer wieder auch: tiefe Unsicherheit, Traurigkeit, Müdigkeit immer weiter zu suchen und Chaos. Chaos ist immer ein wenig da, das ist wohl mein Element, vielleicht die Wurzel meiner Kreativität ;-).

Warum dann das Ganze?

Da könntet ihr jetzt sagen: Hm, da muss ich mich ja nicht auf den Weg machen. Bei Elke sieht man ja: Es klappt nicht! Stopp, stopp, stopp, denn ich empfinde das überhaupt nicht so, weil:

Elke Sander sitzt auf Sofa und lächelt versonnen
©Lena Bils
  • EXit! wäre nie aus der Taufe gehoben worden und ich hätte dabei nicht so viel Spannendes gelernt. Ich habe auch das Gefühl, dass ich in einigen von euch dadurch etwas in Bewegung gebracht habe – so zumindest das Feedback von vielen an mich. Und genau deswegen habe ich EXit! gestartet: Ich wollte euch da ganz tief drin in euch berühren. Dort wo es Verborgenes zu entdecken gibt, sich alte Träume verstecken, bewacht von noch älteren Glaubenssätzen. Und unsere Gemeinschaft kann euch hier vielleicht etwas Rückhalt für die ersten Schritte geben.
  • Und: Was ich allein in diesem Jahr über mich gelernt habe, was endlich bei mir ankommen durfte. Weiter im alten Hamsterrad hätte ich es wohl nie erfahren. Erst mit dem Abstand war Raum meine Leistungen und all das, was ich in den letzten 20 Jahren dadurch gelernt habe, wirklich zu fühlen. Im Alter von nun 49 Jahren baut sich in mir ein wirklich verwurzeltes Selbstbewusstsein auf, das mir den Rücken stärkt für die nächsten Schritte. Es lässt mich zu den Sternen greifen, zu dem was ich mir weiter wünsche und als neue berufliche Herausforderung plötzlich zugestehe. Ich habe mich immer als Kommunikateurin und Spezialistin in diesem Bereich gesehen – mehr kann ich nicht, grumpf! Mit dem Rückblick aber wird mir klar: In den letzten Jahren war ich mindestens so Unternehmensführung, habe intern und bei Kunden Changeprozesse in Gang gesetzt und begleitet, seit über 20 Jahren Digitalisierung in Firmen in Gang gesetzt und jetzt blogge und podcaste ich noch.
    Und ich habe mich bis vor kurzem selber Digitaloma geschimpft, nur weil Instagram & Co sich für mich nicht von allein erklärt haben. Ich kann euch schwer beschreiben wie tief ergriffen ich war, als all das das erste Mal vor ein paar Monaten bei mir ankam. Und es wurde nicht sofort von alten Glaubenssätzen niedergemetzelt, denn es kam von so tief. Es ist gut sich eine Liste von eigenen Fähigkeiten u. ä. aufzuschreiben, darüber nachzudenken. Meine Erfahrung ist: Wenn diese Einsicht vom Kopf ins Gefühl rutscht, wir so all das, was in uns steckt WIRKLICH annehmen, zulassen, es nicht durch falsche Bescheidenheit verdrängen, dann ist es das größte Geschenk, das wir uns selber machen können. Dort bleibt es und kann sich von da aus stabiler auf dein Leben und dein Selbstwertgefühl auswirken, dir den Rücke stärken. Das darf gepflegt, in der Meditation und immer wieder gefühlt werden. Auch bei mir wackelt es ab und an, aber es steckt nun einfach tiefer, dort im Gefühl, dort im Herz für mich.
  • Und diese Veränderung in mir, befähigt mich weiterhin die aktuellen Unsicherheiten und meinen recht schwebenden Lebenszustand tragen zu können, auch, dass ich aktuell keine Idee habe, wo ich landen werde. Und mein ab und an banges Herz: Werde ich es dieses Mal „im System“ schaffen, nicht nur im Außen erfüllen, sondern auch auf mich Acht zu geben? Ihr seht: To be continued – und ihr werdet dabei sein bzw. ich werde euch berichten 😊

Schritte auf dem Weg

Wie kann der Weg in Veränderung und die Schritte raus aus der Opferhaltung genau aussehen? Selbstverständlich müssen wir Kopf, Herz, Seele und unser Umfeld in gewisser Weise mitnehmen.
Wichtige Etappen können sein:   

Hüpfkästchen
©Photo by Jon Tyson on Unsplash
  • Ich werde mir meiner eigenen Opferhaltung und ihren Ausprägungen bewusst – beispielsweise mit den Fragen am Anfang dieses Beitrags und als Start.
  • So entdecke ich Möglichkeiten, etwas für mich zu bewegen.
  • Ich treffe eine klare Entscheidung: ICH will Veränderung und übernehme die Eigenverantwortung für mein Leben – inkl. meiner Gedanken, Gefühle und Handlungen. Letzteres lasse ich also nicht mehr täglich wild in meinem Kopf herumtoben und mich fertig machen – Stichwort „Arbeit mit Glaubenssätzen“
  • Ich werde meine eigenen Gedanken also
    • bewusst beobachten und was ich mir mit ihnen über mich und meine Un-/Möglichkeiten erzähle
    • hinterfragen: Ist das wirklich so?
    • und ihre Bandbreite, die Variationen, in denen meine Opferhaltung anklopft, Stück für Stück kennen lernen
    • lenken: Gedanken und somit Überzeugungen ziehen lassen, die mir nicht mehr entsprechen
  • Auf eigene Gefühle achten: Wenn Wut auf andere, die Umstände o.ä. in mir hoch kommen schaue ich immer wieder genau hin. Um was geht es hier – bin ich wieder Opfer?
  • Entdecke ich, dass ich einen „Rückfall“ in die alte Haltung hatte, gehe ich liebe- & verständnisvoll mit mir um – und mache mich nicht wieder klein und somit erneut zum Opfer!
  • Ich achte auf eigene Sprachmuster wie „immer“ oder „nie“
  • Den alten Opferidentitäten und Glaubenssätze setze ich für mich fühlbare, positive Affirmationen entgegen – beispielsweise: Ich erlaube mir jetzt xy. Ich lade nun neue Möglichkeiten oder xy in mein Leben ein. Ich habe die Kraft und das Potential dazu. Ich sehe mich in einem neuen Licht. Ich vertraue auf mich und meine Fähigkeiten. Ich bin es mir wert.
  • Konkrete Planung um in Bewegung und raus aus der Opferrolle zu kommen: Was kann ICH tun, um die Situation zu verändern?! Dabei akzeptiere ich auch, was ich aktuell nicht ändern kann und wende mich den doch bestehenden Möglichkeiten zu.
  • Ich schärfe den Blick für und fokussiere mich auf meine Ressourcen, baue sie aus und stärke somit mein Selbstbewusstsein: Was ist schon da/möglich/kann ich schon? Worin kann ich mich als ersten Schritt ggfs. weiter qualifizieren etc.?
  • UND: Ins konkrete Tun kommen! Jeder noch so kleine, erste Schritt schafft die Basis für den nächsten und so neue, positive Erfahrungen, die Mut für den Rest des Weges machen.
  • Wenn nötig, nehme ich Unterstützung an von einer Coachin/Coach oder Therapeutin/Therapeut.

Vergeben und loslassen

Steigenlassen von Papier-Feuerballons
©Photo by Gianandrea Villa on Unsplash

Die vielleicht größte Herausforderung in diesem Zusammenhang lautet Vergebung und in Folge Loslassen. Das Früher können wir nicht mehr verändern und ein Teil der seelischen Narben wird uns weiter begleiten. Das aber macht uns nicht hilflos, nicht machtlos unser Leben doch noch auf eine neue Bahn zu bringen. Der entsprechende Prozess vollzieht sich über mehrere Stufen. Zuerst werden wir uns gewahr darüber und erkennen an, was uns Schmerzhaftes widerfahren ist. Trauer kommt auf, oft auch Schmerz. Unterstützung gibt uns hier eine Einstellung der Selbstliebe und des Selbstmitgefühls. Auch können wir unser inneres Kind aus der Erwachsenenposition heraus beschützend und liebevoll in die Arme nehmen und halten. Heilung wird initialisiert. Der nächste Schritt liegt darin sich bewusst zu machen, dass mich heute niemand mehr so behandeln darf. Ich als jetzt Erwachsener kann das verhindern. Es liegt in meinen Händen. Sehr heilsam kann weiter das Verzeihen gegenüber früheren „Tätern“ sein. Es hilft beim weiteren Loslassen und vor allen Dingen den Blick auf sich selber und die eigenen Möglichkeiten zu richten. Ich möchte darauf hinweisen, dass es innerhalb der Psychologie eine Diskussion zum Thema der Unmöglichkeit von Verzeihen bei besonders traumatisierten Opfern gibt. Schaut, was sich für euch machbar anfühlt und lasst euch bei Bedarf professionell unterstützen.

Es ist ein Weg mit Fort- und Rückschritten. Wir brauchen Geduld, Mut und oftmals blindes Vertrauen in uns und das Leben, aber es lohnt sich! Das Gefühl, selber etwas bewirkt zu haben, sich dem zu nähern, wo es unser Herz hin zieht, tief in sich nun Freude und Dankbarkeit anstelle von Neid, Wut und Frustration zu fühlen; Das ist mit nichts aufzuwiegen.

Ich wünsche uns allen Kraft, Mut, tiefgreifenden Erfolg und ein paar „liebevolle Geister“, die uns auf unserem Weg begleiten! ❤️

Outro mit einem Zitat von Amanda Gorman

Und schon ist es wieder soweit: Wir sind am Ende dieser Episode angelangt. Hat euch der Podcast gefallen, freue ich mich wie iiimmer über eine positive Bewertung und Weiterempfehlung.

Zitat von Amanda Goman
©Photo by Jon Tyson on Unsplash

Schließen möchte ich heute einmal nicht mit meinen Worten, sondern mit denen von Amanda Gorman und einem Auszug ihres so kraftvollen und mich bewegenden Gedichts „The Hill we Climb“. Sie hat es sehr eindrucksvoll bei der Inauguration / dem Amtsantritt von Joe Biden am 20sten Januar 2021 vorgetragen:

„For there is always light,
if only we’re brave enough to see it,
if only we’re brave enough to be it.“

Wow! Dem kann ich wirklich nur noch das dritte Stück von Thore Benz als musikalisches Outro hinzufügen. Es heißt: „Get into the Groove“.

Und hier ist Name wirklich Programm: Dieser Groove bringt wirklich in Bewegung!

Genießt es und lasst euch noch einmal auf der Zunge zergehen:

„For there is always light,
if only we’re brave enough to see it,
if only we’re brave enough to be it.“

Frei übersetzt von mir:

„Weil dort immer Licht ist,
wenn wir mutig genug sind es zu sehen,
wenn wir mutig genug sind es zu sein.“

Ich sage Tschüss, lasst es euch wundervoll ergehen und ich freue uns auf ein Wiederhören bei EXit! dem Podcast, der Mut und Lust macht auf Veränderung

Der Podcast #15: Raus aus der Opferhaltung – und hinein in d/ein selbstbestimmtes Leben

Elke Sander mit Bär von Philippe Starck an der Hand vor Podcast Micro
©LenaBils

Links & Empfehlungen

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